Eine volle Kinderstube

Der Vorsitzende des Kleintiervereins Euregio Aalten-Bocholt, Stefan Iding, hält Gänse und Hühner und bekommt im Frühjahr regelmäßig Nachwuchs. Das ist dann ein Ereignis für die ganze Nachbarschaft.

Von CLAUDIA FELD – Bocholter Borkener VOLKSBLATT – Samstag 16.04.2022

BOCHOLT Der Frühling ist für Stefan Iding die beste Zeit des Jahres. Der 52-Jährige ist Vorsitzender des Kleintiervereins Euregio Aalten-Bocholt und hat um diese Jahreszeit eine volle Kinderstube. „Egal, wann Ostern ist, die Junggänse schlüpfen gefühlt um Ostern herum“, sagt der Bocholter. So auch in diesem Jahr. Seine Fränkischen Landgänse haben in dieser Woche Nachwuchs bekommen, einige Hühner brüten noch oder werden im Brutkasten schlüpfen.

Foto: Claudia Feld

Seit mehr als 40 Jahren hat der Bocholter Erfahrung mit Tieren. „Das Taubenzüchten habe ich von meinem Vater geerbt“, erzählt Iding. „Als Zehnjähriger bin ich dazu gekommen.“ Der Sprung zu den Gänsen kam, als er sein Grundstück in Lowick gefunden hatte. „Ich brauchte einen Rasenmäher“, sagt der 52 Jährige und lacht. An den Gänsen gefalle ihm, dass sie nicht zu groß seien und einen natürlichen Bruttrieb haben.

„Gänse brüten 28 bis 31 Tage, die Gans legt jeden zweiten Tag ein Ei“, sagt der Bocholter. Wenn die Eier so weit ausgebrütet sind, schlüpfen die Küken – bei den Gänsen heißen sie Gössel – innerhalb von zwei Tagen. Die Gänse stehen nur einmal am Tag auf, um zu fressen und zu trinken. „Dann wird der Ganter unruhig und passt auf, dass sie nicht zu lange frisst“, erzählt Iding. Generell seien die Männchen während der Brutphase immer in der Nähe, passen auf und beschützen die Gänse und die Eier. „Gänse sind sehr treu, sehr fürsorglich. Sie sind sehr soziale Wesen“, sagt Stefan Iding.

Internationale Anfragen

Wenn die jungen Gänse und auch die Hühner älter werden, werden einige von ihnen in der heimischen Zucht weiter eingesetzt. Ander e werden national und international verkauft für die Zucht. Das sei eine Erhaltungszucht, um die Arten zu schützen und zu erhalten, erzählt Iding. Hier sei es wichtig, dass der Genpool der Tiere regelmäßig aufgefrischt werde durch neue Tiere. „Es ist schön, wenn man weiß, dass die Tiere woanders ein schönes Leben bekommen.“ Für seine Tauben habe er viele internationale – der dreimalige Gewinn des Europameistertitels war da hilfreich.

Foto: Claudia Feld

Andere Tiere haben nicht so viel Glück, aber trotzdem ein schönes Leben. „Es sind Nutztiere“, sagt Stefan Iding. „Die werden auch gegessen, haben bis dahin aber das beste Leben auf der Welt gehabt.“ Wenn er schlachten lasse, versorge er damit die ganze Familie und auch die Nachbarn. „Ich bin kein Vegetarier und kein Veganer. Ich esse Fleisch, aber nicht zu viel und sehr bewusst“, sagt der Bocholter. Während der Corona-Pandemie sei der bewusste Umgang mit dem eigenen Garten und auch mit Tieren stärker geworden, hat der Vorsitzende des Kleintiervereins festgestellt. „Wir haben einen Riesenboom, unsere Mitgliederzahlen sind um 30 Prozent gewachsen“, sagt Iding. Heute habe der Verein 85 Mitglieder, die sich gegenseitig bei der Zucht unterstützen und beraten. Sie helfen auch bei der Vermittlung von Tieren und Züchtern. Besonders achte der Verein darauf, alte Haustierrassen zu fördern. „Die legen nicht so viel, leben aber viel länger.“

Hobby für die Familie

Wenn die Küken schlüpfen, ist bei ihm im Garten immer richtig was los, erzählt Stefan Iding. Über eine Whatsapp-Gruppe informiere er die Nachbarn, wenn es wieder so weit sei. „Die Geflügelzucht ist ein Familienhobby. Wenn die Küken schlüpfen, kommen die Nachbarskinder vorbei, das ist immer schön.“ Schön sei es auch, wenn die Tiere am Wochenende durch den Rest des Gartens laufen dürfen, abseits ihrer großzügigen Gehege. „Damuss man ein paar Abstriche bei den Beeten machen, aber es ist schön zu sehen, wie die Gänse und Hühner unterwegs sind“, sagt Iding und lacht.


Quelle: Claudia Feld – Eine volle Kinderstube – Bocholter Borkener VOLKSBLATT – 16.04.2022