Von: Mark Pillmann – Bocholter Borkener Volksblatt –
Der Kleintierverein Euregio hat sich die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Haustierrassen auf die Fahne geschrieben. Dafür spendete der Verein kürzlich zwei seltene Landgänse an einen niederländischen Bauernhof.
Bocholt. Sie heißen Bergische Kräher, Deutsche Sperber oder Westfälische Totleger – und es gibt nicht mehr viele von ihnen. Es sind alte einheimische Geflügelrassen und sie sind teils stark, teils extrem vom Aussterben bedroht. Ihrer Erhaltung hat sich der deutsch-niederländische Kleintierverein Euregio (KTVE) verschrieben, der erst kürzlich zwei Twenter Landgänse an den Erlebnisbauernhof De Ahof in Aalten gespendet hatte.
Dabei handele es sich um „die einzige verbliebene niederländische Gänseart“, teilt der Verein mit. Von ihnen gibt es nur noch sehr wenige Tiere – und noch weniger Züchter. Die Twenter Landgans gilt als selten und gefährdet. Umso wichtiger ist es daher, dass die Art erhalten wird. Der KTVE und De Ahof hoffen daher, dass das Paar erfolgreich brüten wird.
Und die Chancen dafür stehen gut. „Die Gänse fühlen sich sehr wohl in Aalten und sie müssten jetzt langsam mit dem Brüten loslegen“, sagt Stefan Iding, der deutsche Vorsitzende des grenzübergreifenden Kleintiervereins. Die Tiere werden vom Leiter des Aaltener De Ahof betreut und der Erlebnisbauernhof plane den Bau einer Scheune im Sommer für weitere bedrohte Nutztierrassen, so Iding weiter.
Auch Thomas Teklote setzt sich im Verein für vom Aussterben bedrohte Rassen ein. Teklote züchtet seit Dezember Deutsche Sperber, eine stark gefährdete alte Hühnerrasse. Dass Teklote eines Tages Rassehühner züchten würde, stand vor sieben Jahren, als er mit der Hühnerhaltung anfing, noch in den Sternen. „Eigentlich wollte ich nur ein frisches Frühstücksei“, sagt der Hobbyzüchter. Aus eigener Haltung versteht sich. Im Hühnerstall ging es damals noch wild zu: Hennen verschiedenster Rassen unter der Aufsicht eines „Senfhahns“ – also einer wilden Kreuzung, „zu der jeder seinen Senf dazu gegeben hat“, erklärt Stefan Iding.
Auf einer Ausstellung verliebte sich Teklote dann in den Deutschen Sperber. „Thomas stand stundenlang vor der Voliere und hat sich die Tiere angeschaut und die Beschreibung durchgelesen“, erinnert sich Iding. Man habe ihm dann ein Zuchtpaar, also einen Hahn und zwei Hennen angeboten. Und seitdem züchtet Teklote Deutsche Sperber.
Gekostet hat das den neuen Züchter nicht viel – denn im Verein unterstützen sich die Mitglieder untereinander. „Uns geht es in erster Linie um den Erhalt der alten Rassen“, sagt Stefan Iding. Man halte die Preise für die Tiere auf Ausstellungen gering und untereinander werde häufig sogar getauscht. Deswegen können Züchter und Halter einer bedrohten Rasse auch kostenlos einen Stamm auf der anstehenden Rote-Liste-Ausstellung ausstellen. Einzige Bedingung: „Sie müssen im Frühjahr zehn Bruteier zur Verfügung stellen“, sagt Iding. Damit wolle man die Verbreitung der Rassen fördern.
Aber warum steht es um die verschiedenen alten Geflügelrassen eigentlich so schlecht? Das habe mit der Industrialisierung der Geflügelhaltung zu tun, erklären Iding und Teklote. „Sperber legen nicht so viele Eier wie ein Legehuhn“, sagt Thomas Teklote. Nur bis zu 200 Eier pro Jahr seien möglich. Ein modernes Legehuhn schafft 280 bis 300 Eier pro Jahr. Besonders gute Tiere schafften sogar bis zu 330 Eier, sagt Stefan Iding. Außerdem komme hinzu, dass die Eier kleiner seien als von modernen Legehennen und die Tiere selbst langsamer wachsen. Der Kleintierverein Euregio wurde 2013 als grenzüberschreitender Verein mit Sitz in Bocholt und Aalten gegründet. Der Verein richtet sich an Zucht- und Tierfreunde von Rassekaninchen, Ziergeflügel, Rasse- und Wassergeflügel, sowie Rassetauben aller Art.
Quelle: Mark Pillmann – Vom „Senfhahn“ bis zum Rassegeflügel – Bocholter Borkener Volksblatt – 14.03.2020