Immer mehr Bocholter Familien halten sich Hühner im eigenen Garten. Das sei inzwischen ein echter Trend, sagt Züchter Stefan Iding vom Kleintierverein Euregio Aalten-Bocholt.
Von: Nikolaus Kellermann – Bocholter Borkener Volksblatt –
Es flattert und gackert im Garten der Familie Muller in Mussum. In einem großen Freilaufgehege auf dem Rasen laufen große und kleine Hühner durcheinander, im hinteren Teil des Gartens machen ein paar schwarze Enten ein Mittagsschläfchen. „Wir sind auf einem kleinen Selbstversorger-Trip“ sagt Gabi Muller und lacht. Als sie vor einigen Jahren aus ihrer Heimatstadt München zu ihrem Mann in die Niederlande gezogen war, hatte sie dort nur einen winzigen Balkon für den Gemüseanbau. Seit drei Jahren wohnt die Familie nun in Mussum — und hat einen großen Garten. Hühner halten die Mullers seit über einem Jahr. „Letztes Jahr im Juni hat es angefangen“, sagt Hans Muller.
Täglich frische Eier
Zwischen sechs und acht Eier legen die acht Hennen jeden Tag. „Die schmecken einfach toll“, findet Gabi Muller. Und für Tochter Lizzy und Sohn Bastiaan sind die Hühner eine tolle Freizeitbeschäftigung. „Die sind eigentlich ständig bei den Hennen“, sagt sie.
Mit der Idee, Hühner zu halten, liegt Familie Muller voll im Trend, sagt Stefan Iding vom Vorstand des Kleintiervereins Euregio Aalten-Bocholt. „Schon in den letzten Jahren sind, nach all den Lebensmittelskandalen, vermehrtjunge Familien auf uns zugekommen“, sagt Iding. Gesunde Ernährung und der Erhalt alter Haustierrassen seien zwei der Gründe, warum sich Familien für die Hühnerhaltung entscheiden. „Corona hat diesen Effekt deutlich verstärkt“, sagt Iding. Er hat in den letzten zwei Jahren deutlich mehr Familien beraten, als sonst. Wer selbst Hühner halten will, für den stelle sich zunächst die Frage nach der richtigen Rasse. Denn: „Vom kleinsten Huhn der Welt, dem Serama, bis hin zum großen Brahma gibt es eine riesige Bandbreite“, sagt Iding. Bei der Täglich legen die Hühner von Familie Muller zwischen sechs und acht Eier, die Größe variiert je nach Hühnerrasse. Über die frischen Eier freuen sich Vater Hans, Mutter Gabi und ihre Kinder Lizzy und Bastiaan. Frisches Grün gehört zur Ernährung der Tiere dazu. Auch Enten gibt es im Selbstversorger-Garten von Familie Muller. Auswahl sei natürlich auch wichtig, wie viel Platz für die Hühner zur Verfügung stehe. „Ein Stein- oder Kiesgarten ist eher unzweckmäßig“, sagt der Züchter.Denn Hühner lieben Rasenflächen und lockeren Boden. Im
Sommer seien schattige Plätze unter Bäumen und Sträuchern wichtig. Ansonsten gebe es eigentlich keine besonderen Anforderungen, so Iding. „Licht, Luft und Trockenheit“ seien die wichtigen Punkte, sagt er. Bei der Auswahl der richtigen Rasse seien die Züchter auch gern behilflich, so Iding.
Hühner gelten in Deutschland als Kleintiere, darum ist deren Haltung im Garten — selbst in Wohngebieten — grundsätzlich genehmigungsfrei. Trotzdem gilt es, auf die Nachbarn Rücksicht zu nehmen. Wer neben den Hennen auch einen Hahn halten will, sollte das zuvor mit den Nachbarn abstimmen, um böses Blut zu vermeiden. Viel Arbeit machen die Hühner aber nicht, sagt Hans Muller. „Ungefähr eine Viertelstunde pro Woche“, schätzt er. Das Einstreu im Stall müsse regelmäßig ausgewechselt werden, außerdem brauchen die Tiere frisches Wasser und Futter. Auch die Stallreinigung sei wichtig, sonst mache man irgendwann Bekanntschaft mit Milben, sagt Gabi Muller. In Deutschland sei außerdem eine regelmäßige Impfung gegen die New-Castle-Krankheit Pflicht, sagt Stefan Iding. Das könne beim Tierarzt oder beim Zuchtverein erledigt werden. Familie Muller ist auf jeden Fall begeistert. „Jeder Dritte hat Kaninchen oder Meerschweinchen“, sagt Hans Muller. Die würden auch nicht viel weniger Arbeit machen — und eben keine Eier fürs Frühstück legen.
Quelle: Nikolaus Kellermann – Auf das Huhn gekommen – Bocholter Borkener Volksblatt – 20.10.2020